University of Southern California (USC), Los Angeles, USA – Erfahrungsbericht Auslandssemester

Studierende teilen ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke vom Auslandssemester während des Studiums

Wintersemester 2023

Die University of Southern California und ihr Campus

Die University of Southern California gilt als eine der renommiertesten Privatuniversitäten an der US-Westküste. Mit etwa 55.000 Studierenden bietet sie ein lebendiges Campus-Leben im Stadtteil University Park südlich der Innenstadt von Los Angeles. Besonders die Marshall School of Business und die School of Cinematic Arts genießen international einen hervorragenden Ruf.

Das Studieren an der USC unterscheidet sich deutlich vom europäischen System. Die Kurse sind kleiner und Mitarbeit zählt häufig zur Endnote. Regelmäßige Anwesenheit ist erforderlich. Dozierende nutzen oft die Methode des “Cold Calling” und fördern intensive Diskussionen im Unterricht. Dieser interaktive Lehrstil erinnert eher an das deutsche Schulsystem als an typische Universitätsvorlesungen im DACH-Raum.

Der Campus liegt in South Los Angeles, einem Viertel mit Sicherheitsherausforderungen. Die Universität investiert daher erheblich in Schutzmaßnahmen für Studierende. Campus-Botschafter patrouillieren regelmäßig und kontrollieren nach 18 Uhr alle Ausweise. Zusätzlich bietet USC einen kostenlosen Fahrdienst im Umkreis von zwei Meilen täglich zwischen 18 und 2 Uhr an. Das Buddy-Programm für internationale Studierende erleichtert den Einstieg erheblich und organisiert zahlreiche Veranstaltungen.

Akademische Erfahrungen

Strategic Management (BUAD 497)

Dieser Kurs mit etwa 30 Teilnehmenden fokussierte sich auf Harvard Business School Cases. Die Seminare bestanden hauptsächlich aus Fallstudien-Diskussionen. Ein umfangreiches Gruppenprojekt mit Präsentation vor Thanksgiving und abschließendem Paper bildete einen Schwerpunkt. Gastredner aus der Wirtschaft bereicherten den Unterricht. Die Inhalte waren grundlegender als vergleichbare Kurse im DACH-Raum, boten aber interessante Einblicke in verschiedene Unternehmen. Es gab eine Zwischenprüfung und eine Abschlussprüfung.

Fundamentals of U.S. Legal System (LAW 210)

Dieser Kurs bot eine ausgezeichnete Einführung in das amerikanische Rechtssystem. Der Dozent vermittelte das Material auf ansprechende Weise. Das Pensum war umfangreich: zwei Zwischenprüfungen, eine Abschlussprüfung, drei schriftliche Fallanalysen, eine mündliche Prüfung, zwei Papers und Quizzes zu etwa 17 Kapiteln. Das Online-Kursmaterial (etwa 100 USD) war lehrreich und gut strukturiert. Die Vorlesungen waren stets spannend und informativ.

Negotiation and Persuasion (MOR 469)

Ein besonders praxisorientierter Kurs. Jede Woche erhielten Studierende einen Verhandlungsfall, den sie außerhalb des Unterrichts mit einem Partner durchführten. Diese praktische Herangehensweise ermöglichte es, Kommilitonen kennenzulernen. Der wöchentliche Aufwand umfasste das Lesen eines Falls, die Durchführung einer Verhandlung und das Verfassen eines Reflexionspapiers. Zusätzlich gab es ein Gruppenprojekt mit Präsentation sowie Zwischen- und Abschlussprüfung. Die Vorlesungen selbst waren weniger interaktiv als die praktischen Übungen.

The Legal Profession (LAW 220)

Dieser Kurs richtete sich primär an Jura-Interessierte und beleuchtete die praktischen Aspekte der Anwaltstätigkeit in den USA. Themen wie Karrierewege, Networking im Rechtsbereich und der Berufsalltag von Anwälten standen im Mittelpunkt. Die Bewertung erfolgte durch mehrere Papers und Anwesenheitspflicht ohne Abschlussprüfung.

Surfing (PHED 115)

Ein einzigartiger Kurs, der Freitagmorgen am Santa Monica Beach stattfand. Surfbrett und Neoprenanzug wurden kostenlos gestellt. Die Anreise erfolgte idealerweise per Mietwagen in Fahrgemeinschaften, da öffentliche Verkehrsmittel unpraktisch sind. Der Kurs ist sehr beliebt und erfordert eine frühe Anmeldung. Voraussetzung ist ein bestandener Schwimmtest. Diese Erfahrung war ideal für spätere Surf-Trips nach Hawaii oder andere Küstenregionen.

Vorbereitung und Organisation

Die Vorbereitung beginnt etwa im März, wenn die Koordinatorin der internationalen Programme detaillierte Informationen zum Visumsantrag verschickt. Dieser Prozess ist zeitaufwendig und erfordert oft einen Termin bei der US-Botschaft. Eine frühzeitige Bearbeitung ist essentiell.

Die Kurswahl erfolgt ebenfalls im Frühjahr über ein Prioritätensystem. Im Juni steht fest, welche Kurse zugewiesen wurden. Die ersten drei Semesterwochen bieten die Möglichkeit für Änderungen. Die Website RateMyProfessors.com hilft bei der Auswahl der besten Dozierenden.

Für die Versicherung gibt es verschiedene Optionen. Die Haftpflichtversicherung für Wohnungen kann oft durch Nachweis einer deutschen Privathaftpflicht ersetzt werden. Die Krankenversicherung der USC ist kostspielig, allerdings sind die Anforderungen für einen Verzicht streng. Alternative US-Versicherungen können günstiger sein, wenn sie die Kriterien erfüllen.

Für Finanztransaktionen nutzen viele Studierende aus Europa Revolut oder ähnliche Dienste. Diese ermöglichen unkomplizierte Überweisungen und Zahlungen über Apps wie Venmo. Ein US-Bankkonto bei Wise oder Flywire kann die Convenience-Gebühren bei Mietzahlungen umgehen.

Wohnsituation

Das Lorenzo ist eine beliebte Wohnanlage für Austauschstudierende mit einer monatlichen Miete von etwa 1.100 USD. Die Ausstattung ist beeindruckend: mehrere Fitnessstudios, verschiedene Pools (inklusive Rooftop-Pool), Whirlpools, Indoor-Basketballplätze und ein Beachvolleyballfeld. Das hauseigene Restaurant Central Kitchen bietet verschiedene Mahlzeiten an. Das Lorenzo ist das soziale Zentrum für internationale Studierende mit regelmäßigen Veranstaltungen.

Wichtig zu wissen: Doppelzimmer sind in amerikanischen Studentenwohnheimen Standard. Für ein Einzelzimmer zahlt man das Doppelte. Das Lorenzo liegt nicht direkt am Campus, sodass ein Shuttle-Bus oder der kostenlose Fahrdienst ab 18 Uhr genutzt werden muss. Der Mietvertrag läuft über ein Jahr, was bedeutet, dass nach dem Herbstsemester jemand für das Frühjahrssemester gefunden werden muss.

Alternativ bietet die Universität eigene Wohnheime wie Troy Hall an. Diese liegen direkt am Campus, sind fußläufig erreichbar und bieten unkomplizierte Anmeldeprozesse. Für ein Herbstsemester kann das universitäre Wohnen vorteilhafter sein, da die Untervermietung beim Lorenzo problematisch sein kann.

Leben in Los Angeles

Los Angeles bietet eine enorme Vielfalt an Ausflugsmöglichkeiten. Die Stadt ist flächenmäßig sehr groß und der Verkehr kann zeitintensiv sein. Eine frühe Erkundung bereits zu Semesterbeginn ist empfehlenswert, da der universitäre Alltag schnell intensiv wird und Reisezeit begrenzt. Die Anwesenheitspflicht von 80 Prozent lässt maximal drei Fehltage pro Kurs zu.

Das studentische Nachtleben konzentriert sich mittwochs auf die Bar 901 in Campusnähe. Die USC-Sportveranstaltungen, insbesondere Football-Spiele, sind absolute Highlights. Ein Saison-Pass sollte früh erworben werden. Die Spiele im historischen Coliseum bieten ein einzigartiges College-Erlebnis mit Tailgating-Parties vor jedem Match. Die Trojans spielen auf höchstem nationalen Niveau, was die Atmosphäre besonders macht.

Studentenverbindungen (Fraternities und Sororities) sind ein bedeutender Teil der US-Campuskultur. Viele veranstalten große Parties, die jedoch meist nur Mitgliedern zugänglich sind. Einige bieten “Social Bids” für temporäre Mitgliedschaft an, was allerdings mit Kosten von etwa 2.000 USD verbunden sein kann. Einzelne Event-Zugänge kosten circa 50 USD. Eine Mitgliedschaft ist jedoch nicht notwendig, um das soziale Leben zu genießen.

Gesamteindruck

Das Semester an der USC war eine außergewöhnlich bereichernde Erfahrung. Der Kontrast zwischen dem Leben in den USA und Europa eröffnete neue Perspektiven. Die internationale Studierendenschaft förderte persönliches Wachstum in Bereichen wie Offenheit, Selbstbewusstsein und interkultureller Kompetenz.

Die renommierte Universität ermöglichte den Kontakt mit engagierten Dozierenden, deren praxisorientierte Lehrmethoden sich deutlich vom europäischen System unterschieden. Das Semester bot weit mehr als nur akademische Bildung – es war eine transformative Erfahrung mit unvergesslichen Momenten.

Der einzige Wermutstropfen ist, dass diese intensive Zeit so schnell verging. Für jeden, der ein Auslandssemester in Erwägung zieht, ist die USC eine hervorragende Wahl. Die Kombination aus akademischer Exzellenz, kultureller Vielfalt und den Möglichkeiten Kaliforniens macht dieses Programm zu einer einmaligen Gelegenheit.


Hilfreiche Links und Ressourcen

Geographische Lage: USC auf Google Maps

Offizielle Uni-Webseite: www.usc.edu

Wikipedia-Eintrag des Landes: Vereinigte Staaten

Wikipedia-Eintrag der Uni: University of Southern California